Dass Gott und seine Schoepfung eine Erfolgsstory sind, ist keine
Frage. Aber auch er hatte waehrend seiner genialen Arbeit eine
kleine Krise. Sie dauerte nur Minuten. Aber ausgerechnet in dieser
Zeit schuf er die Analysten. Pech fuer all jene, die mit ihnen
zu tun haben.
Kommentar Karl Born:
POS ist in der Vetriebslehre ein fester Begriff. POS steht fuer
Point of Sale und markiert die Stelle, an der die "Verkaufsfront"
verlaeuft. Dort wird das Geschaeft gemacht, dort entscheidet
sich, wer die besten Verkaeufer hat. Fuer die Analysten von Merrill
Lynch hatte dieser Begriff, laut Ermittlungen der Staatsanwaltschaft,
eine andere Bedeutung. Offiziell zum Kauf empfohlene Aktien
wurden
in internen emails als POS (piece of shit) bezeichnet, und so
fuehlten sich dann auch jene, die diese Aktien gekauft hatten.
Die Analysten-Schelte beschraenkt sich nicht nur auf diese Art
von schwarzen Schafen in der Branche. Fast gravierender ist, dass
die Analysten nur kurzfristige und einfach zu verstehende Ergebnisverbesserungen
wie Stellenabbau, Kosteneinsparungen, neue Geschaefstfelder (wobei
die Betonung hier mehr auf "neu" liegt und weniger darauf,
ob es auch ein "Geschaeft ist") honorieren und weniger
langfristige Strategien fuer intensivere Kundenbeziehungen. "Die
Qualitaet der Analysten hat in den letzten Jahren nachgelassen",
sagte vor kurzem der Pressesprecher der Fondgesellschaft Dit (Dresdner
Bank) in weiser Selbsterkenntnis. Doch wenn dem so ist, warum
lassen sich viele Firmenbosse in ihren taeglichen Entscheidungen
so stark von dem beeinflussen, was Analysten gefallen koennte.
Mancher Manager ist deshalb hochgelobt, weil er sich die nicht
immer fromme Denkungsart der Analysten zu eigen macht. In kurzen
regelmaessigen Abstaenden wird eine "neue Sau" durch
den Wirtschafts-Blaetterwald gejagt, nach dem Spruch (der urspruenglich
fuer Journalisten erfunden wurde): "Analysten sind wie Krokodile,
man muss sie nicht lieben, sondern nur (taeglich) fuettern."
Allerdings sagt der Volksmund: "Ein Hund beisst nicht die
Hand, die ihn fuettert". Ein Krokodil macht diesen feinen
Unterschied bei allem potentiell Essbaren nicht. Nur in einem
sind Analysten wahre Experten: Sie koennen immer hinterher genau
begruenden, warum ihre Prognose nicht gestimmt hat.
Vielleicht kommt demnaechst etwas Bewegung in die
meist sehr technokratische Sprache der Experten. In Australien
ist die erste Bordell AG in Vorbereitung. "Daily Planet"
heisst das Etablissement, ein Bordell in Melbourne, das als erstes
Freudenhaus an die Boerse gehen soll. 48% der Firmenanteile mit
einem Wert von ca. 6 Mio Euro sollen an der Boerse platziert werden.
Danach soll ueber eine Neu- Emission in Hoehe von ca. 25 Mio Euro
weiteres Kapital besorgt und in eine Expansion des Lustimperiums
gesteckt werden.
Es stellt sich nun die Frage, an Hand welcher Kriterien und mit
welchem eigenen Wissen, die Analysten dieses Investment bewerten
und empfehlen werden.
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