BBB-Newsletter: jede Woche "Bissiges" per email (Info)

Zur Anmeldung

Borns "bissige" Bemerkungen ist die montägliche Kolumne rund um das aktuelle Geschehen in der Welt, speziell in der Tourismuswirtschaft. BBB erscheint seit März 2001 jeden Montag auf diesen Webseiten und als kostenloser email-Newsletter. Im Archiv finden Sie 300 weitere Kommentare zu den verschiedensten Themen und Anlässen.

[ Archiv ] - [ Suche ] - [ aktuelle BBB ] - [ Ihr Thema ] - [ XML ]

Bücher von oder mit Beiträgen von Karl Born: Abschied von der Spassgesellschaft | Der integrierte Touristikkonzern | Kundenorientierung im Touristikmanagement | Kundenmanagement als Erfolgsfaktor


19.08.2002
Analysten und POS


Dass Gott und seine Schoepfung eine Erfolgsstory sind, ist keine Frage. Aber auch er hatte waehrend seiner genialen Arbeit eine kleine Krise. Sie dauerte nur Minuten. Aber ausgerechnet in dieser Zeit schuf er die Analysten. Pech fuer all jene, die mit ihnen zu tun haben.

Kommentar Karl Born:
POS ist in der Vetriebslehre ein fester Begriff. POS steht fuer Point of Sale und markiert die Stelle, an der die "Verkaufsfront" verlaeuft. Dort wird das Geschaeft gemacht, dort entscheidet sich, wer die besten Verkaeufer hat. Fuer die Analysten von Merrill Lynch hatte dieser Begriff, laut Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, eine andere Bedeutung. Offiziell zum Kauf empfohlene Aktien wurden in internen emails als POS (piece of shit) bezeichnet, und so fuehlten sich dann auch jene, die diese Aktien gekauft hatten.
Die Analysten-Schelte beschraenkt sich nicht nur auf diese Art von schwarzen Schafen in der Branche. Fast gravierender ist, dass die Analysten nur kurzfristige und einfach zu verstehende Ergebnisverbesserungen wie Stellenabbau, Kosteneinsparungen, neue Geschaefstfelder (wobei die Betonung hier mehr auf "neu" liegt und weniger darauf, ob es auch ein "Geschaeft ist") honorieren und weniger langfristige Strategien fuer intensivere Kundenbeziehungen. "Die Qualitaet der Analysten hat in den letzten Jahren nachgelassen", sagte vor kurzem der Pressesprecher der Fondgesellschaft Dit (Dresdner Bank) in weiser Selbsterkenntnis. Doch wenn dem so ist, warum lassen sich viele Firmenbosse in ihren taeglichen Entscheidungen so stark von dem beeinflussen, was Analysten gefallen koennte.
Mancher Manager ist deshalb hochgelobt, weil er sich die nicht immer fromme Denkungsart der Analysten zu eigen macht. In kurzen regelmaessigen Abstaenden wird eine "neue Sau" durch den Wirtschafts-Blaetterwald gejagt, nach dem Spruch (der urspruenglich fuer Journalisten erfunden wurde): "Analysten sind wie Krokodile, man muss sie nicht lieben, sondern nur (taeglich) fuettern." Allerdings sagt der Volksmund: "Ein Hund beisst nicht die Hand, die ihn fuettert". Ein Krokodil macht diesen feinen Unterschied bei allem potentiell Essbaren nicht. Nur in einem sind Analysten wahre Experten: Sie koennen immer hinterher genau begruenden, warum ihre Prognose nicht gestimmt hat.

Vielleicht kommt demnaechst etwas Bewegung in die meist sehr technokratische Sprache der Experten. In Australien ist die erste Bordell AG in Vorbereitung. "Daily Planet" heisst das Etablissement, ein Bordell in Melbourne, das als erstes Freudenhaus an die Boerse gehen soll. 48% der Firmenanteile mit einem Wert von ca. 6 Mio Euro sollen an der Boerse platziert werden. Danach soll ueber eine Neu- Emission in Hoehe von ca. 25 Mio Euro weiteres Kapital besorgt und in eine Expansion des Lustimperiums gesteckt werden.
Es stellt sich nun die Frage, an Hand welcher Kriterien und mit welchem eigenen Wissen, die Analysten dieses Investment bewerten und empfehlen werden.

Diese "bissigen" Bemerkungen könnten Sie auch interessieren
02.12.2002 - Welches Ergebnis darf es bitte sein?
27.05.2002 - European (Tourism) Song Contest



SUCHE