Eines der berühmten Murphy-Gesetze lautet: Wenn etwas schief
geht, geht es von Anfang bis Ende schief. So muss sich zur Zeit
die Tourismus-Branche fühlen, wenn man sich auf nichts mehr
verlassen kann. Z.B. noch nicht einmal darauf, dass Deutschland
rechtzeitig bei der Fußball-Weltmeisterschaft ausscheidet
und die Fans in den Urlaub flüchten. Aber es hätte noch
schlimmer kommen können.
Kommentar Karl Born:
Eine der alten Touristiker-Bauchregeln lautet, wenn
Fußball-Weltmeisterschaften stattfinden, wird weniger gebucht.
Sobald Deutschland ausgeschieden ist, geht die Buchungskurve hoch.
Besonders ausgeprägt war es bei der letzten WM 1998. Kaum
war an einem Wochenende Deutschland gegen Kroatien ausgeschieden,
waren am Montag danach die Reisebüros voll mit Buchungswilligen.
Dementsprechend waren die Touristik-Manager dieses Jahr noch relativ
relaxt, denn mehr als Achtelfinale konnte bei dieser deutschen
Elf nun wirklich nicht drin sein. Keiner hatte jedoch mit dem
sprichwörtlichen Auslosungs-Glück gerechnet, das von
Franz Beckenbauer offensichtlich direkt an Rudi Völler vererbt
wurde. Wäre bei dieser Endrunde Andorra und Vatikan-Staat
dabei gewesen, garantiert hätte der Spielmodus dafür
gesorgt, dass sie Gegner der deutschen Mannschaft geworden wären.
Und so ist geschehen, was vorher niemand für möglich
gehalten hätte, dass es der deutschen Elf (trotz Gegenwehr
durch schlechtes Spiel) gelungen ist, das Halbfinale zu erreichen.
Natürlich ist das Ganze der Verdienst nur eines Mannes: Oliver
Kahn. Mögen die anderen auch noch so hasenfüßig
sein, er allein gewann die bisherigen Spiele. Kein Wunder, dass
inzwischen in der Touristik-Branche darüber nachgedacht wird,
Kahn eine führende Stelle anzubieten, weil er keinerlei Widrigkeiten
als Ausreden zulässt. Von BTW-Präsident ist die Rede,
evtl. noch mehr.
Aber ehrlich, es hätte noch viel schlimmer kommen können.
Angenommen Spanien wäre Halbfinal-Gegner geworden und hätte
gegen Deutschland gewonnen. Nur mal angenommen. Und bedenken wir
kurz, wie unsere italienischen Freunde auf ihre Niederlage reagiert
haben. Der koreanische Schütze des entscheidenden Tores darf
nicht mehr zu seinem Arbeitsplatz nach Italien einreisen. Dementsprechend
wäre doch für jeden fußballbegeisterten Deutschen
Spanien als Urlaubsland absolut tabu geworden. Das wichtigste
Reiseziel der Veranstalter wäre zur urlauberfreien
Zone geworden. Bereits Gebuchte hätten auf kostenlose
Stornierung bestanden und dies zu akzeptieren, wäre für
unsere Reiseveranstalter selbstverständlich gewesen. Jetzt
ist zum Glück Südkorea unser Gegner. Und sollte Südkorea
gewinnen, werden nur keine koreanischen Autos mehr
gekauft. Damit kann die deutsche Automobil-Branche gut leben.
Und für die Urlaubsbranche wäre es auch kein Problem,
wer reist schon nach Südkorea.
Bleibt zuletzt die Frage: Wer wird Fußball-Weltmeister.
Für mich ist dies sonnenklar. Nur Südkorea kann Weltmeister
werden. Warum? Bei drei der vier Halbfinalisten spielen Fußballer
von Bayer Leverkusen. Bei Brasilien spielt Lucio (beinahe hätte
er das Viertelfinal-Spiel vermasselt), bei der Türkei spielt
Bastürk, bei Deutschland spielen gleich mehrere Spieler von
Leverkusen. Ergo, diese drei Nationen werden sich streiten wer
Vize-Meister werden darf. Nur Südkorea hat keine Spieler
von Bayer Leverkusen. Noch Fragen?
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