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21.10.2002
Und täglich grüßt das Murmeltier


Entsprechend dem Filmtitel wiederholt sich die Diskussion darüber, ob die Pauschalreise auch in Zukunft noch Pauschalreise heißen soll, zwar nicht täglich, aber zumindest halbjährlich. Jetzt wollen die großen Reisekonzerne allerdings ernst machen mit der Namensänderung. Beim DRV-Kongreß in Dubrovnik sollen die neuen Namen vorgestellt werden. Alles ist noch streng geheim, aber wie immer wissen es die „Bissigen Bemerkungen“ schon vorher.

Kommentar Karl Born:
Diese Diskussion ist fast so alt wie die Pauschalreise selbst. Wenn die Kunden das Produkt nicht in gewünschter Menge kaufen wollen, wird überlegt, ob es an der Verpackung liegen könnte. Tatsächlich verbirgt sich dahinter das Phänomen, dass sich zu den besonders erfolgreichen Massenprodukten niemand offen bekennen will. Niemand liest die BILD- Zeitung (höchstens den Sportteil), niemand sieht TV wenn die Lindenstraße kommt (nur aus Zufall mal hineingezappt), niemand hört die Musik von Dieter Bohlen (die CD habe ich geschenkt bekommen) und niemand will Pauschaltourist sein (ich habe da mein spezielles Lokal, wo keine Touristen hinkommen).
Die Erkenntnis, schlechte Branchenzahlen könnten am Namen Pauschalreise liegen, ist nicht neu, aber erstmals wird die Diskussion darüber ernst genommen. Beim FVW-Kongreß Zukunft in Wiesbaden wurden Alternativbegriffe dem Publikum vorgestellt. Thomas Cook- Vorstand Dr. Fankhauser sprach von der „vorgefertigten Reise“ und TUI-Deutschland Chef Dr. Böttcher von der „Veranstalter-Reise“. Überraschender Weise wurde jetzt bekannt, dass beide Redner bewusst neue Begriffe verwendet hatten, die nicht gerade durch modernste Linguistik bestachen. In Wahrheit wollten sie davon ablenken, dass die neuen Bezeichnungen bereits feststehen.
Auch auf die Gefahr hin, sich eine Unterlassungserklärung einzuhandeln, verraten die BBB schon heute, was die große Sensation in Dubrovnik werden soll. Thomas Cook wird in Dubrovnik den Antrag stellen, dass statt des Begriffes „Pauschalreise“ künftig als neue Bezeichnung der Namen „Condor-Reise“ verwendet werden soll. Behütet, wie „unter den breiten Schwingen des Condor“ soll die zentrale Werbeaussage zu dem neuen Reisebegriff werden und zugleich den friedlichen Aspekt einer Reise symbolisieren. Natürlich müssen jetzt jene Abbitte tun, die den Thomas Cook-Vorstand vor einiger Zeit wegen der Abschaffung des Namens Condor beschimpften. Direkt genial mutet es im nachhinein an, rechtzeitig auf den eigenen Namen verzichtet zu haben, um ihn dann selbstlos der Branche als neuen Gattungsbegriff zur Verfügung zu stellen. Chapeau, liebe Freunde aus Oberursel!
Nicht unerwartet wird die TUI in Dubrovnik einen Gegenantrag stellen. Angetan von dem Erfolg der „Riester-Rente“, als Symbol dafür, dass die Verbindung einer Sache mit einem populären Namen, sich in hervorragender Weise als Gattungsbegriff eignet, wird sie als neue Branchenbezeichnung die „Frenzel-Reise“ vorschlagen. Die Verwendung des Namens des prominentesten Branchen-Mannes als Synonym für die Reise schlechthin, wird in Hannover als Entgegenkommen gesehen, schließlich hätte man den Begriff ja auch exklusiv nur für die eigenen Reisen einsetzen können.

Wie wird die Branche in Dubrovnik entscheiden? Wird es zur Kampfabstimmung kommen? Oder wird sie wie immer den einfachen Weg gehen und alles beim alten lassen? Dann hat die „Pauschalreise“ noch ein langes Leben vor sich.

(Eine andere Betrachtungsweise des Verfassers zu diesem Thema findet sich in der nächsten Ausgabe des Fachmagazins Touristik Report.)



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