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Borns "bissige" Bemerkungen ist die montägliche Kolumne rund um das aktuelle Geschehen in der Welt, speziell in der Tourismuswirtschaft. BBB erscheint seit März 2001 jeden Montag auf diesen Webseiten und als kostenloser email-Newsletter. Im Archiv finden Sie 300 weitere Kommentare zu den verschiedensten Themen und Anlässen.

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21.01.2002 - Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen (Gebr. Grimm)


Meldungen:
1. Neues Touristenziel in New York: Die Aussichts-Plattform mit Blick auf „Ground Zero“.
2. Der neue Tourismus-Minister von Afghanistan, Abdul Rachman, erklärte „Afghanistan sei wieder offen für Touristen“.

Kommentar Karl Born:
Was schenkt man einem, der schon alles hat?
Wohin fährt ein Tourist, der schon alles gesehen hat?
Halleluja, was haben manche Leute Probleme!
Gruseln ist bei Touristen in, von „Soft-Gruseln“ bis zum „Hardcore-Gruselschocker“ in allen Schattierungen.
Erinnern sie sich noch als die „TS Maxim Gorki“ im Eis stecken blieb? Die nächste Fahrt auf dieser Route war schnell ausgebucht.
Dass Hapag-Lloyd-Kreuzfahrten in einem ähnlichen Fall den vollen Reisepreis erstattete, das verschlug den Passagieren den Atem, nicht das „aufregende Malheur“ zuvor (O-Ton!).
Natürlich muß der Tourist sich auf der Gruselskala nach „oben reisen“.
1) Für den Einsteiger würde ich eine „Gefängniswoche“ empfehlen, z.B. das alte Amtsgerichtsgebäude in Hillesheim/Vulkaneifel. Gestreifte Overalls, mit Nummer und Kappe, 12 DZ, einfach möbliert, Eisentür mit Guckloch.
2) Wer luxuriöses Gruseln möchte, dem sei das TUI-Angebot „Der Mörder ist immer der Gärtner“ im exklusiven Reid`s auf Madeira empfohlen. Amateur-Schauspieler (zu deutsch „cast member“) spielen, Gäste müssen den Mörder aufspüren. Guten Appetit, eine kleine Leiche zum Dessert gefällig? Aber in der Tat: Zeitgeist. Insofern hat es nicht gewundert, dass zwei Studentinnen kürzlich bei einem Referat über Zeitreisen, zuerst eine Reise nach Soho empfohlen haben, dabei sein, wenn „Jack, the Ripper“ unterwegs ist. Bingo, meine Damen, Sie werden in der Touristik ihren Weg machen.
3) Wem das nicht wirklichkeitsgetreu genug ist, soll sich doch aus einem Reisekatalog ein neu eröffnetes Hotel aussuchen. Urlaub auf der Baustelle, das hat was. Ein ehemaliger TUI- Pressesprecher hat gerne die Geschichte erzählt, wie er mit Frau und Koffer im Zimmer stand und die Handwerker noch schnell Schrank und Bett aufbauten. Reisewecker? Kein Bedarf, der Bagger kann das Wecken viel effektiver.
4) Eine Zeitlang machte auch ein bekannter süddeutscher Veranstalter, dessen Namen ausgeschrieben „Furcht Toleriere Ich“ bedeutet, Furore mit seinem Hotelangebot in der Dominikanischen Republik. Diese Hotels verursachten deutschen Urlaubern Gruseln und deutschen Reiserichtern viel Arbeit.
5) Für Profis sei dann schon Sri Lanka empfohlen. Erinnern wir uns als eine junge Touristin nach einer Ayurveda-Massage (Ayurveda – die Lehre vom Wissen um das Leben) einen Brief in Colombo in den Briefkasten einwarf und genau in diesem Moment Briefkasten und das dahinter befindliche Haupt-Postamt in die Luft flog. Wenn man es überlebt, dann weiß man das Wissen vom Leben zu schätzen.
6) Neues ist im Angebot für unsere Schicki-Mickis. Zum ersten mal ist der Dezember- Weihnachtseinkauf in New York ausgefallen ("Angst hatten wir keine, aber einfach keine Zeit!"). Jetzt im Frühjahrsangebot in New York: Die Aussichtsplattform an Ground Zero. Drei Stunden Wartezeit. Na wenn schon, bei Lenin stand man länger und gegruselt hat es auch nicht so richtig.
7) Afghanistan, das ist eine neue Qualität. „Viele Menschen seien neugierig auf sein Land, weil es so häufig im Fernsehen gewesen sei“ sagte Minister Rachman. Der Bursche kann morgen in jeder unserer Werbeagenturen anfangen. Zum Glück ist auch die Buddha-Statue nicht mehr da, da kann man ohne schlechtes Gewissen auf den Kulturteil verzichten. Und Tora-Bora klingt auch irgendwie aufregender als Bora Bora. Bei letzterem fürchtete man immer, jetzt kommen gleich die Teletubbies um die Ecke. Prompt hat Ingolf Lück in der Wochenshow vom 19.1. schon den neuen Werbespot gezeigt: „Come to Taliban Country“, unterlegt mit der Musik vom Marlboro Cowboy. Yippi Yeah!
8) Doch was machen wir mit den Typen, denen vor gar nichts gruselt, wie im Märchen der Gebrüder Grimm. Denen empfehle ich eine Reise nach Hannover, Oberursel oder Köln ins Hauptquartier der Reiseriesen mit täglichem Blick in die Buchungseingangs-Statistik (siehe Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 19.1.).

Nachbemerkung: Lesen sie ihren Kindern, Enkelkindern, kleineren Geschwistern, Cousins oder Cousinen, Neffen und Nichten wieder öfters Märchen vor. Nein, nicht die Pressemitteilungen der Veranstalter, richtige Märchen wie das erwähnte von den Gebr. Grimm, dann erfahren sie auch wovor sich letztlich der junge König doch fürchtete.



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