Für wenige Tage ist die ITB wieder der touristische Nabel
der Welt. Dem Publikum präsentiert sich eine der attraktivsten
Messen, die es überhaupt gibt. Ein Rundgang ist wie eine
Reise um die Welt.
Für Fachbesucher bedeutet die ITB vielerlei: Hartes Verhandeln
um neue Kontingente und Preise, Trends beobachten und neue Trends
setzen, Karrieren fördern, aber auch Eitelkeiten pflegen.
Wer sich in diesem Dschungel behaupten will, sollte
die folgenden Regeln beachten.
10 goldene ITB-Regeln von Karl Born:
1. Kommen Sie schon samstags zur Eröffnungsfeier, die ist
zwar in aller Regel stinklangweilig, aber setzen Sie sich in die
erste Reihe. Entweder der Platz steht Ihnen ohnehin zu, dann zeigen
Sie es (Denken Sie daran, die ITB ist eine große Gerüchteküche
hinsichtlich Auf- oder Absteiger). Oder, wenn Sie es noch nicht
soweit gebracht haben, bleiben Sie am Rande der ersten Reihe stehen.
Warten Sie ob ein Platz frei bleibt und setzen Sie sich auf diesen
Platz. Ab jetzt denkt jeder, Sie gehören dazu.
2. Verzichten Sie auf den Messerundgang. Erstens ist er stressig
und zweitens werden Sie im Gefolge von Wowereit sowieso übersehen.
Bleiben Sie auf Ihrem ITB-Stand (sofern Sie noch einen haben)
und begrüßen Sie den Regierenden Bürgermeister,
wenn er vorbeikommt, quasi als Hausherr. Sind Sie der Boss Ihrer
Firma, dann steht Ihnen das zu, wenn nicht, ist es eine gute Gelegenheit
mal Boss zu üben (Ihrem Chef wird das zwar nicht gefallen,
aber warum war er auch nicht da?).
3. Geben Sie viele TV-Interviews. Das ist nicht anstrengend, denn
Sie können immer das gleiche sagen. Die meisten ITB-Interviews
werden bei Arte, Phoenix oder in den 3. Programmen, nach Mitternacht
ausgestrahlt, wo ohnehin keiner schaut. Aber Sie haben die Chance,
dass zwei Sekunden daraus in die ARD oder ZDF kommen, wenn auch
nicht mit Ihrem Originalton, weil die Sprecherin gerade sagt,
das sei die ITB. Aber macht nichts. Man sieht Ihr Gesicht. Im
Zweifel wird das ohnehin der attraktivere Teil des Interviews
gewesen sein.
4. Machen Sie viele Termine. Belegen Sie alle Termine mindestens
doppelt. Das macht Eindruck bei Ihrer Sekretärin/Frau/Freundin
(respektive Sekretär/Ehemann/Freund), wie wichtig Sie sind.
Im Zweifelsfall stornieren Sie diese Termine kurzfristig oder
erscheinen einfach nicht. Die anderen freuen sich, über die
kurzfristig gewonnene Zeit. Dem fehlenden Gesprächsinhalt
müssen Sie nicht nachtrauern, bei der ITB geht es ohnehin
nur um das See you.
5. Treffen Sie auch Verabredungen zum Frühstück, das
zeigt, dass Ihr Terminkalender randvoll ist.
6. Treffen Sie sich mit vielen Ministern, vorzugsweise aus afrikanischen
Ländern. Das macht sich sehr gut, denn die Minister kommen
mit großem Tross. In der Firmenzeitung zeigt dies Ihre Weltläufigkeit.
Die Namen der Minister müssen Sie sich nicht merken, die
meisten Tourismusminister sind es ein Jahr später nicht mehr.
7. Leisten Sie sich auf der Messe einen Chauffeur. Man kann von
Ihnen nicht erwarten, dass Sie Ihre Termine zu Fuß erledigen.
Für den Chauffeur ist das herumkurven auf der Messe zwar
der Horror, aber Sie vermeiden damit, von jedem, an dessen Namen
Sie sich ohnehin nicht erinnern können, unterwegs angequatscht
zu werden. Wenn Ihnen trotzdem jemand begegnet sagen Sie Hallo
und warten nicht auf eine Antwort.
8. Nehmen Sie viele Einladungen für Abendveranstaltungen
an. Das macht sich immer gut. Wenn man Sie fragt, wo Sie heute
Abend sind, ziehen Sie einen Stapel Einladungen aus der Tasche
und überlegen angestrengt. Aufsteigertypen, die sich in Ihrer
Nähe suhlen, können Sie großzügig eine Einladung
abgeben. Die leuchtenden Augen des Beschenkten bestärken
Sie in Ihrem Glauben an Ihre eigene Großzügigkeit.
Bleiben Sie bei jedem Essen maximal für einen Gang. Wenn
die ITB vorbei ist, wissen Sie, welche Lokalitäten Sie privat
meiden sollten.
9. Erklären Sie am letzten Messetag, dass Sie diese bescheuerte
ITB noch nie leiden konnten und Sie garantiert im nächsten
Jahr nicht wiederkommen werden.
10. Vergessen Sie nicht beim Verlassen Ihres Hotels, die schöne
Suite wieder für das nächste Jahr zu reservieren.
Viel Vergnügen beim same procedure as
every year.
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