Es ist Sommer und die Medien fürchten sich vor dem Sommerloch.
Und in genau dieses fiel Ron Sommer oder genauer gesagt die Diskussion
um seine Nachfolge. Wobei unklar blieb, nach welchem System manche
Namen genannt und andere nicht genannt wurden. Beides kann peinlich
sein.
Kommentar Karl Born:
Wem gilt unser Mitgefühl. Ron Sommer, natürlich. So
ein schöner Job und jetzt ist er ihn los. Die Fotosession
mit Zabel im grünen Trikot wird ausfallen müssen. Schade.
Andererseits bleibt ihm auch die nächste Hauptversammlung
erspart. Dummes Aktionärsvolk, das die Genialität des
Vorstandsvorsitzenden nicht versteht.
Aber noch mehr gilt unser Mitgefühl jenen Managern, die zwei
Tage lang vergeblich neben dem Telefon standen und auf einen Anruf
von Bundeskanzler Schröder, Staatssekretär Overhaus
oder wenigstens von Telekom-Aufsichtsratschef Winkhaus warteten.
Das muss bitter sein für diese Möchte-gern-Ganz-Großer-Sein,
die bei jeder anstehenden Neubesetzung gleich einen Zettel mit
der Dementi-Formulierung neben das Telefon legen, in der Hoffnung
sie werden angerufen. Und dann stehen die Stellungnahmen von Hinz
und Kunz in der Zeitung und kein Schwein rief an.
Mist-Presseabteilung, hat nicht rechtzeitig den richtigen Journalist
angerufen. Man kann sich ja nicht jedes Mal selbst ins Gespräch
bringen, irgendwann fällt das auf. Genauso peinlich, wenn
das Dementi schneller ist als der Anruf. Oder nur Dementi. Und
Vorsicht mit dem Ausdruck der Freude über den derzeitigen
Job. Schlimmstenfalls wird das ernstgenommen und es ruft
wirklich keiner mehr an.
Was macht nun den Job von Herrn Sommer so sexy? Was ist denn das
zweitschönste auf der Welt? Richtig, Geld ausgeben! Erinnern
wir uns an die Versteigerung der UMTS-Lizenzen. Tägliche
Wasserstandsmeldung im TV. Und dann der Kauf für 8 Mrd Euro.
War das nicht super? Vor allem für Hans Eichel.
Noch schöner ist international einkaufen. Das ist das wahre
Feeling. VoiceStream , schwupps gehört es einem, für
läppische 39 Mrd Euro. Gesamtschulden des Ladens Telekom:
67 Mrd. Euro. Da muss jene, die sich mit einstelligen-Mrd-Schulden
begnügen müssen, das Gefühl überkommen, dass
sie nur zweite Liga spielen. Merke: Es gibt Leute die die Nase
nur deshalb so hoch tragen, weil ihnen das Wasser bis dorthin
steht.
Aber die Chancen überwiegen. Der Kurs auf Allzeit-Tief. Soweit
bringt es nicht jeder, kann aber noch kommen.
Der ultimative Manager-Schocker war jedoch etwas ganz anderes.
Allein die Tatsache, dass die Ablösung angekündigt wurde,
trieb den Kurs hoch. Da muss es allen Top-Managern doch angst
werden.
Zuletzt noch einen Trost für
alle die es nicht geworden sind. Wie sagte Johann Gottfried Herder
(1744 1803) und er war immerhin Philosoph?
Wem ist denn an Genies gelegen? Mehr liegt uns an brauchbaren
Männern. Zu manchem wird eine glückliche Temperatur
von Gaben und Geschicklichkeiten erfordert; eine gewisse Mittelmäßigkeit,
die sich nicht zu Genies und Geistschöpfern hebet und nicht
zu dummen Dorfteufeln herabsinket: eine mittlere Größe,
die eben den Punkt der Nutzbarkeit trifft.
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