Jacques Necker wurde 1777 zum Finanzminister
unter Ludwig XVI. berufen. Er nahm eine Steuerreform in Angriff,
um des gewaltigen Defizits Herr zu werden und ermöglichte
dadurch Frankreichs Teilnahme am amerikanischen Unabhängigkeitskrieg.
1781 legte er eine Bilanz mit einem Plus von 10 Millionen Livre
vor. Unterschlagen (vergessen) hatte er die Ausgaben für
den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg in Höhe von
ca. 100 Millionen Livre. Als bekannt wurde, dass de facto ein
Defizit von 90 Millionen Livre bestand, wurde er von Ludwig XVI.
entlassen.
Kommentar Karl Born
Von dem Schriftsteller Nicolas Born stammt der Satz Es gibt
keine Konstellation, die nicht schon Wirklichkeit gewesen wäre
(Die Fälschung, 1979). Insofern könnte mancher heute
die Geschichte von Jacques Necker präsentieren. Wer noch
weitere 2.000 Jahre zurückblättern möchte, könnte
auch Herodot zitieren: Wer Schulden hat, muss auch notwendig
lügen. Lügen ist natürlich unschön,
deshalb ermahnte Shakespeare: Sagt mir keine Lügen:
das schickt sich nur für Handelsleute (in Das Wintermärchen).
Damit wären wir wieder bei den Bissigen Bemerkungen vom 2.12.
Welches Ergebnis darf es bitte sein. Ein aufmerksamer
Leser hat darauf hingewiesen, dass es für die verschiedenen
Ergebnisse vor bereits eine professorale
Definition gibt: EBIT v.a. (soll heißen EBIT
vor allem). Eine Definition die ganz auf der Linie von Jacques
Necker liegt.
Alle Finanzminister und Manager dieser und anderer Epochen seien
zum Trost auf die Weisheit von Arthur Schnitzler (Buch der Sprüche
und Bedenken) verwiesen: Die Leute (Bürger und Analysten,
die Red.) die sich belügen lassen, sind gefährlicher
als diejenigen, die belügen. Denn es ist ein psychologisches
Gesetz, dass die Dummen, keineswegs ganz unbewusst, nach den Leuten
auf der Suche sind, von denen sie Lüge erwarten, und nicht
eher ruhen, als bis sie sie gefunden haben.
Wichtige Nachbemerkung: Die Bissigen Bemerkungen bitten darum,
das Wort lügen mehr im Sinne von kreativ
gestalten zu verstehen.
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